Die 9 Copywriter-Archetypen

Wie tickst du beim Copywriting?

Du hast eine Superkraft! Und die hat rein gar nichts damit zu tun, in welcher Nische und welche Art von Texten zu schreibst. Deine Superkraft kann dir nicht mal dein fieser innerer Kritiker rauben.

Denn: Du bist perfekt darin, Copywriting auf deine Art anzupacken. Genau wie du auf deine Art den Geschirrspüler einräumst.

Kennst du deine Copywriter-Persönlichkeit und kommunizierst du sie für Arbeit- und Auftraggeber? Meine informierte Theorie: Copywriter werden oft nicht eingestellt oder beauftragt, weil sie eine Branche kennen, sondern weil ihr Typ gefragt ist.

Aber "Persönlichkeit zeigen" taugt als Plan nicht mal halb so viel wie die IKEA-Anleitung fürs Billy-Regal. Um Persönlichkeit zu zeigen, musst du sie erst mal für dich definieren. Dann kannst du ihre Essenz bewusst nach außen tragen. Klingt das zu esoterisch? Dann streich das.

 Was ich sagen will:

Starte mit einem Archetyp, wenn du deine Persönlichkeit als Copywriter für dich arbeiten lassen willst.

Ich hatte einen Heidenspaß dabei, Archetypen für Copywriter zu entwickeln. Du kannst sie nutzen, um dein Profil zu schärfen, deine Stärken zum Tragen zu bringen und sogar, um passende Auftraggeber für dich zu identifizieren.

Dazu inspiriert haben mich all die Kollegas und Kollegen, die ich im Textberuf kennengelernt habe: vielfältig wie Pizzabeläge und alle auf ihre Art genial.

Jetzt aber Countdown.

Zwei.

Hier kommen sie. Findest du dich in einem dieser Copywriter-Typen wieder?

Eins.

Die Typen gibt's für beide Geschlechter. Ich wechsle der Gerechtigkeit halber ab.

Null.

Der Poet

Seine Marketingtexte sind so wohl formuliert wie Gedichte von Walther von der Vogelweyde. Sein Stil ist begnadet, viele beneiden ihn um sein Schreibtalent. Jedes Wort sitzt. Er komponiert erschütternd schöne Sätze. Kein anderer findet so bildhafte Vergleiche und so treffende Wortschöpfungen. Der Poet hat was gegen Verkaufsgebrüll. Dafür bringt er die Seele der Marke zum Ausdruck.

In seinen Texten stecken Blut, Schweiß und Tränen. Er probiert viel aus und denkt lange nach. Standardformulieren kommen ihm nicht in den Text, die sind für ihn Rattengift.

Die idealen Kunden des Poeten lieben stilsichere Formulierungen und finden offensive Verkaufstexte à la "Das Jahrhundert-Event" abstoßend. Öhm, na gut, wer nicht?

Poeten brauchen lange, bis ihre Kunstwerke bereit für das Licht der Welt sind.

Tipp für Poeten: Lass dich bloß nicht pro Stunde bezahlen, sonst verarmst du mit noch so viel Talent.

Die Entertainerin

Ihre Marketingtexte sind humorvoll, locker und sympathisch. Sie ist davon überzeugt, dass Humor verbindet und Marken gleich viel sympathischer macht als superseröses Geschwafel. Sie liebt Wortspiele, Alliterationen und manchmal sogar Reime. Außerdem erzählt sie gern Geschichten - am liebsten natürlich lustige und selbstironische, die auch die unperfekte Seite der Marke zeigen. Für sie gibt es kein besseres Mittel als eine Schippe Charme, um Marken und Menschen zusammenzubringen.

 Sie nimmt sich gern ein Vorbild an Copywritern aus dem englischsprachigen Ausland, die lockerflockig über sich selbst herziehen und dabei fachlich Fundiertes transportieren. Ihre Geniezone betritt sie, wenn sie für Marken textet, die durch Witz positiv auffallen wollen.

Die Entertainerin übertreibt es manchmal mit den lustigen Formulierungen, weil ihr immer was Besseres einfällt. Sie setzt gern noch einen drauf.

Tipp für Entertainerinnen:  Dein Humor glänzt am Schönsten, wenn du die mittelguten Ideen rausstreichst und die Highlights noch heller strahlen lässt.

Der Krieger

Krieger texten, um die Welt zu retten. Nie würden sie für ein Unternehmen schreiben, dessen Werte sie nicht teilen. Sie kämpfen mit jedem Marketingtext für eine gute Sache. Dieses Feuer der Begeisterung spürt jeder, der den Text liest. Da schreibt jemand aus Überzeugung, nicht nur für Geld.

Der Krieger kann argumentieren wie ein Anwalt aus der Gerichtsserie. Er recherchiert mit viel Eifer und schreibt engagiert über das große Warum. Zahlen und Fakten schwingt er wie scharfe Schwerter. Er teilt nicht einfach Informationen, er benutzt sie als Pfeile der Überzeugungskraft.

Wer einen Krieger für sich als Copywriter gewinnen kann, hat es gut. Denn der Krieger hilft auch abseits des Textes, gibt Rat zu Marketingmaßnahmen und macht proaktiv Vorschläge.

Tipp Für Krieger: Lass dir deinen Einsatz bezahlen. Deine Ideen werden viel eher umgesetzt, wenn sie etwas kosten. Egal, wie sehr du eine Marke unterstützen willst.

Die Historikerin

Die Historikerin kennt sich in der Geschichte der Werbung aus. Sie kann aus jeder Kampagne zitieren, die jemals beim ADC oder in Cannes was gewonnen hat. Sie hat das Jahrbuch der Werbung abonniert, liest W&V und alle möglichen Blogs über Marketing und die Werbebranche.

Sie inspiriert sich gern bei großen Vorbildern und sie hortet virtuelle Aktenschränke voller Ideen, die sie jederzeit hervorziehen kann. Ihre Copywriter-Kollegen beneiden sie heimlich um ihr Branchenwissen.

Wenn sie selbst Texte entwickelt, nimmt sie gern eine bewährte Kampagne als Startpunkt. Sie nutzt bewährte Prinzipien, um aktuelle Copywriting-Aufgaben zu bewältigen. Sie weiß genau, was schon mal funktioniert hat.

Keiner beherrscht das Copywriting-Handwerk in der Theorie besser. Deshalb ist sie schnell in der Umsetzung. Ihre Texte und Ideen sind bewiesen wirksam. Nur selten richtig mutig oder innovativ.

Die Historikerin schreibt am besten für Unternehmen, die es im Marketing solide und nicht so riskant mögen.

Tipp für Historikerinnen: Beeindrucke Auftraggeber mit deinem Fachwissen. Bring gern Referenzen an, wenn du Kampagnen und Texte präsentierst.

Der Abenteurer

Die entscheidende Copywriting-Fähigkeit ist für den Abenteurer Originalität. Er zündet bei jeder Gelegenheit Ideenfeuerwerke. Er stürzt sich auf alles, was noch nie dagewesen ist und er macht gern Experimente. Seine Ideen sind ausgefallen und manchmal mehr als ein bisschen wahnsinnig. Er mag Extreme und hat keine Lust auf Wiedergekäutes aus dem Mittelmaß-Pott.

Als Copywriter landet der Abenteurer unerwartete und spektakuläre Erfolge wie Squid Game auf Netflix. Aber auch epische Desaster wie die Gorch-Fock-Sanierung. Der Abenteurer kennt selbstverständlich aktuelle Marketing-Trends, ignoriert sie aber oft. Denn er hat aus Prinzip eine bessere Idee.

Der Abenteurer ist der ideale Copywriter für Marken, die im Marketing gern neue Wege gehen und ausgefallene Ideen schätzen.

 Tipp für Abenteurer: Präsentiere nicht deine 53 Kampagnenideen mit jeweils 3 Alternativen. Wähle maximal 3 und die sehr divers, sonst hemmst du die Entscheidungsfähigkeit deiner Kundschaft.

Die Analytikerin

Die Analytikerin ist ein Daten-Nerd. Copywriting ist ihre Wissenschaft. Sie ist begeistert davon, dass Texte nicht mehr aus dem Bauch heraus beurteilt werden müssen. Dafür gibt es zum Glück jetzt Klickraten, Verweildauer-Messungen, Reaktionen und Persona-Daten. Sie beherrscht die Zahlen und zieht die richtigen Schlüsse. Ihre Lieblingstools sind A/B-Tests, Kundenbefragungen und diverse Plugins für SEO und Conversion-Optimierung.

Bevor sie mit dem Copywriting beginnt, arbeitet sie ausgiebig mit Metriken. Keine seziert die Zielgruppe besser als die Analytikerin. Ihre Texte und Maßnahmen basieren weniger auf Gespür als auf handfesten Daten.

Manchmal lässt sie ihre Kreativität von Daten dirigieren und steckt die Experimentierfelder eher eng ab.

Sie ist ein super Copywriter für alle, die es mit dem Conversion Copywriting ernstmeinen. Sie plant begeistert Funnels und crossmediale Kampagnen.

Tipp für die Analytikerin: Geh auch mal spontanen Impulsen nach und schau erst später auf die Zahlen. Wissenschaft funktioniert am Besten mit einfallsreichen Ideen.

Der Butler

Der Butler ist als Copywriter Dienstleister durch und durch. Für ihn geht es nicht um kreative Selbstverwirklichung. Er versteht die Wünsche seiner Auftraggeber und setzt sie in deren Sinne um. Deshalb ist er gern bereit, auch Ideen des Marketingleiters auszuarbeiten. Der Butler ergreift Eigeninitiative, wenn er eine Möglichkeit sieht, der Marke noch besser zu dienen.

Er ist stark, wenn es um die konsequente Umsetzung einer Brandvoice geht. Denn ihm liegt viel daran, die Marke zu verstehen und er ist bereit, sich stilistisch anzupassen.

Als Copywriter passt der diplomatische und serviceorientierte Butler auch zu großen Marken und Unternehmen, in denen es politische Labyrinthe zu navigieren gibt.

Tipp für Butler: Du lebst den Servicegedanken noch intensiver, wenn du deine Kompetenz nicht jedem Kundenwunsch unterordnest. Manchmal weißt du es als professioneller Copywriter besser als dein Auftraggeber.

Die Bestsellerin

Die Bestsellerin sieht den Zweck ihrer Texte vor allem darin, zu verkaufen. Sie findet diese ganze Blümchen-Werbung total verlogen, die so tut als ginge es am Ende nicht darum, Kunden zu gewinnen.

Die Bestsellerin taucht psychologisch tief nach Pain Points und emotionalen Benefits. Klar, um einen guten Job zu machen, muss sie ihre künftigen Kunden verstehen. Die Bestsellerin rührt gekonnt mit dem Messer in der Wunde und schreibt Texte, die den Speichelfluss anregen.

Selbstverständlich bindet sie psychologische Verkaufstechniken und textliche Verkaufsverstärker ein. Niemals würde sie den Call-to-Action vergessen. Ihr Text ist nicht zum Spaß da. Er soll mit jedem Wort Kunden gewinnen.

Die Bestsellerin kommt genauso gut beim Vertrieb an wie in der Marketingabteilung. Sie passt als Copywriterin zu Unternehmen, die gern deutlich werben und viel zu geil sind, um ihr Licht unter den Scheffel stellen.

Tipp für Bestsellerinnen: Vorsicht mit Werbesprech wie "aufs nächste Level kommen", "streng limitiert" und "Jetzt einen der letzten begehrten Plätze sichern!". Marketingtexte verkaufen am besten, wenn die emotionale Verbindung stimmt.

Der Romantiker

Der Romantiker ist in seine Leser verknallt. Er knüpft beim Copywriting ein starkes emotionales Band. Er möchte  Lola Leser ganz nah ranholen - mit viel Feingefühl. Er findet Gemeinsamkeiten zwischen Unternehmen und Publikum Deshalb erzählt er gern auch längere Geschichten, mit denen sich Lola Leser identifizieren kann. Ehrlichkeit ist für ihn übrigens ein Muss im Marketing. Er möchte seine geliebte Lola Leser keinesfalls hintergehen.

Er empfindet klassische Verkaufstexte als aufdringlich und zu viele Fakten als langweilig. Er ist kein Fan davon, Lola Leser mit einem Berg Benefits zu überschütten und sie dann mit Aufforderungen herumzuschubsen.

Der Romantiker ist der ideale Copywriter für Unternehmen, die auf subtiles und authentisches Marketing stehen.

Tipp für Romantiker: Fass dich kürzer als du möchtest. Für eine starke Verbindung zu Lola Leser braucht es nicht viele Worte, sondern die richtigen.

Welcher Archetyp passt du dir?

Hast du dich in einem der Archetypen wiedergefunden oder sogar in mehreren? Kommentiere gern, ich bin gespannt!

Vielleicht helfen dir sie Archetypen, dich noch klarer zu positionieren, ohne dich auf eine Nische oder Branche festzunageln. Oder sie haben dich wenigstens kurz unterhalten. Ist für mich als Entertainerin vollkommen okay. :)


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Daniela Rorig